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„Ever tried. Ever failed. No Matter. Try again. Fail again. Fail better.“

Samuel Barcley Beckett

Meine Motivation

»Es ist Morgen. Ich sitze auf dem Sofa. Zittrig, mit müden Augen und dunklen Ringen darunter. Die ganze Nacht habe ich keine Minute Schlaf gefunden. Eine weitere Nacht, in der ich nicht zur Ruhe gekommen bin. Eine von vielen in den letzten Wochen. Ich bin leer, komplett leer. Unfähig zu agieren und blicke in einen schwarzen Abgrund. Ich fühle, dass ich stürze und mich nicht fangen kann.«

Das war vor fünf Jahren. Ich habe mit meinem ersten Burnout Bekanntschaft gemacht. Vor mir hat sich nicht nur ein Abgrund aufgetan. Nein, vor mir ist eine ganze Welt zusammengestürzt. Ich war ratlos und suchte Hilfe. Zum Glück fand ich in meiner Hausärztin professionelle und umsichtige Unterstützung. Denn, dank ihrer psychiatrischen Ausbildung hat sie innert kürze erkannt, dass es nicht damit getan war, mir Schlaftabletten zu verschreiben, damit ich wieder funktioniere. Sie realisierte, dass die Ursache für mein Nichtschlafen sehr ernst zu nehmen war. »Sie leiden an einem Burnout«, lautete ihre Diagnose. Für mich war das ein Schlag in die Magengrube.

Mein Weg zurück ans Licht war lang und steinig. Ich bekam Antidepressiva verschrieben. Für einige Wochen ging ich zur Kur, wo ich auch psychotherapeutisch unterstützt wurde. Die Sitzungen führte ich auch nach der Kur weiter und nach rund einem halben Jahr war ich aus medizinischer Sicht wieder gesund. Und einsatzfähig für meine Arbeit. Das war schön und gut. Nur, wirklich gesund fühlte ich mich nicht.

Viel gelernt und dann?

In der ganzen Zeit habe ich viel über Burnout gelernt. Und dann ging ich zurück in meinen angestammten Job. Parallel dazu habe ich mich zum Coach, Positiven Psychologen und Gesundheitsmanagement Spezialisten weitergebildet. Irgendwie spürte ich, dass mein Herz in diese Richtung wollte. Trotzdem hielt ich an meiner Arbeitsstelle fest. Sie gab mir – vermeintlich – Sicherheit. Zumindest in finanzieller Hinsicht konnte ich unbesorgt leben. Trotzdem hat es mich nicht davor bewahrt, nochmals in ein Burnout zu fallen. Fünf Jahre später stand ich tatsächlich wieder am gleichen Punkt. »Was soll das?« fragte ich mich.

Einmal mehr war Ruhe angesagt. Nach ein paar Wochen fand ich wieder etwas Energie. Und ich ging auf die Pirsch nach positiven Emotionen. Denn, ich wusste aus der Wissenschaft, dass positive Erlebnisse positive Gefühle verstärken, die dann weitere positive Erfahrungen nach sich ziehen. Eine Aufwärtsspirale aus dem Burnout, sozusagen.

Und, ich habe genau hingesehen, mich mit den Geschichten anderer Betroffenen auseinandergesetzt. Ich habe Bücher verschlungen, die sich mit dem Thema befassten. Es half mir, zu realisieren: »Hei, du bist damit nicht alleine. Es gibt viele, starke Persönlichkeiten, die von dieser Krankheit betroffen sind. Und, sie alle haben einen Weg gefunden, ihrem Leben wieder einen Sinn zu geben, mit neuer Energie weiterzugehen.« Und so habe ich mich aus meiner Krise gekämpft; mit den Geschichten anderer vor Augen, verbunden mit positiven Erlebnissen und Gefühlen.

Daraus entstand burnoutvoices

Mein zweites Ende war ein neuer Anfang. Denn aus der Krise ist dieses Projekt entstanden. Es ist für mich mehr als ein Projekt. Es ist etwas, wofür ich mit meinem ganzen Herzen einstehe. Weil ich sehr viel Sinn dahinter sehe. Ich will Betroffenen eine Plattform bieten. Ein Ort, an dem sie Geschichten finden, die ein positives Ende haben. Damit sie wissen, dass es einen Weg aus der Krise gibt. Damit sie realisieren, dass sie nicht alleine sind. Damit sie verstehen, dass Burnout nichts ist, wofür man sich schämen muss. Denn, leider ist Burnout noch immer ein Tabuthema.

Meine Wahrnehmung

So zumindest habe ich es bei und mit meinem Arbeitgeber erlebt. Man ist zwar mit dem Begriff vertraut. Wird man aber mit einem Betroffenen konfrontiert, sind viele Vorgesetzte und HR-Verantwortliche überfordert. Für mich hat diese Unbeholfenheit meine Krise noch verstärkt.

Ist es möglich, dass dieses Problem besteht, weil Burnout im Zusammenhang mit Unternehmen oft nur als ein Kostenfaktor, ein wirtschaftliches Problem behandelt wird? Weil es nicht in erster Linie um den Menschen geht, der erkrankt ist? Meine Vorgesetzten waren, so ist meine Wahrnehmung, auf der menschlichen Ebene komplett überfordert. Ich mache es ihnen nicht zum Vorwurf. Ich denke einfach, sie konnten gar nicht nachvollziehen, was in mir vorging. Wie auch?

Einfach machen!

Und darum, will ich mit den Geschichten der Betroffenen das Tabu brechen und der Krankheit Gesichter geben. Das kann auch für das Umfeld von Burnout-Kranken hilfreich sein. Denn, wer nur ansatzweise nachvollziehen kann, wie es sich anfühlt, wird verständnisvoller.

Für mich ist Burnout eine vorübergehende Krankheit im Gehirn, aus der man wieder gesund herauskommt. Das gelingt uns allen besser, wenn wir zuhören, darüber sprechen und den Menschen als Ganzes in den Mittelpunkt stellen.

Ich bin selbst betroffen und habe mich entschlossen, aktiv etwas dafür zu tun, dass das Thema Burnout kein Tabu mehr ist. Du auch? Dann kontaktiere mich bitte über das folgende Kontaktformular.